Hallo.

Vorweg sage ich, dass dieser Beitrag sehr sehr lang sein wird. Ich bin nicht gut darin, mich kurz zu fassen, und schreibe lieber alles auf, um meine Gedanken ordnen zu können.
Ich habe mich hier im Forum angemeldet, in der Hoffnung, auf Leute zu treffen, die das gleiche oder ähnliche Probleme haben wie ich. Vielleicht versteht mich auch jemand, allein das könnte mir schon helfen.

Und zwar geht es darum, dass ich eben seit der Pubertät schon immer sehr viel geschwitzt habe, anfangs zunächst jedoch vor allem unter den Achseln. Mit 12-13 Jahren hatte ich teilweise echt tellergroße Schweißflecken unter den Armen, wofür ich mich natürlich sehr viel geschämt habe. Ich habe immer versucht, es so gut es ging zu verstecken und mich auch nie getraut, mit irgendwem darüber zu reden - ganz nach dem Motto "bloß nicht noch mehr Aufmerksamkeit darauf lenken, dann fällt es schon nicht auf". Was natürlich Schwachsinn war, aber ich war halt noch ein Kind und wusste nicht, was ich tun sollte.
Auch als ich älter wurde, war ich ein wahrer Meister darin, wenn es darum ging, meinen Schweiß zu verstecken. Ich ging eigentlich nicht ohne Handtuch aus dem Haus und stopfte mir Papier oder Tücher unter die Arme. Die Schulzeit überstand ich so irgendwie, und auch am Anfang meines Studiums machte ich das genauso. Hier allerdings merkte ich, dass der Schweiß mehr wurde - hatte ich früher nur so unter den Achseln geschwitzt, so ging es jetzt weiter mit dem Rest meines Oberkörpers. Besonders schlimm wurde es in Gesicht, Rücken und an den Armen. Da mein Uniweg über eine Stunde dauert und ich einen guten Teil davon in einem (oftmals überfüllten, da eine Schule auf dem Weg liegt) Bus verbringe, war es mir gleich doppelt unangenehm, da hier ja viele Leute um mich herum waren (und Kinder manchmal sehr gemein sein können).
Besonders geschockt war ich einmal, als ich im Sommer an der Uni ankam, direkt zur Toilette ging, um meinen Schweißzustand zu "checken" (mein morgendliches Ritual) und feststellte, dass mein T-Shirt sowohl vorne als auch hinten einfach nur klitschnass war. An dem Tag bin ich nicht zur Vorlesung. Ich habe mich eine Weile auf der Toilette verschanzt, bis ich den Mut fand, wieder hinauszugehen und direkt nach Hause zu fahren, wo ich erstmal eine Weile heulte, weil ich mich vor mir selbst ekelte. Seitdem ging ich immer mit Kleidung zum Wechseln zur Uni, und wenn es besonders heiß wurde, ging ich erst gar nicht und täuschte vor, mir ginge es nicht gut (was ja irgendwie auch stimmte) - was ich selbst sehr schade fand, denn eigentlich ging ich gerne zur Uni.

Ich traute mich nach wie vor nicht, mit jemandem darüber zu reden, und es ist wohl großes Glück (im Nachhinein) für mich gewesen, dass ich mich kurz vor dem Abitur ziemlich stark erkältet habe und zum Arzt musste. Meine Ärztin verordnete Bettruhe, allerdings fiel ihr beim Abhören auf, dass ich eine (für eine Frau) doch ziemlich starke Körperbehaarung habe. Auch das war mir selbst bewusst, doch es war wie mit dem Schwitzen: einfach verstecken (was wahrscheinlich kontraproduktiv ist, denn selbst im Sommer zog ich so eigentlich nie kurze Hosen oder sowas an - wobei ich ja vor allem am Oberkörper schwitze).
Jedenfalls überwies sie mich deswegen zum Endokrinologen, damit der meinen Hormonhaushalt mal überprüft. Und damit begann eine wahre Odyssee für mich. Die folgenden zwei Jahre (also meine bisherige Studienzeit) wurde ich von Arzt zu Arzt, von Klinik zu Klinik geschickt, war bei mehreren Spezialisten, heulte mir mehrmals die Augen aus, weil keiner mir so recht helfen konnte. Ich bekam die Diagnosen Hyperandrogenämie und Hyperhidrose. Meine FA sagt, dass beides durchaus in Beziehung stehen könnte, da meine Nebennieren wohl viel zu viele männliche Hormone produzieren, die einerseits für den Haarwuchs verantwortlich sind und andererseits dafür, dass die Schweißdrüsen besonders aktiv sind (oder so ähnlich). Ich bekam zunächst die Pille verschrieben, als die nicht half, zusätzlich noch ein weiteres Mittel, das die übermäßige Hormonproduktion hemmen sollte, was jedoch auch nicht half. Ich wurde in eine Kinderwunschklinik geschickt. Auch dort wurde mir wieder Blut abgenommen, festgestellt, dass nach wie vor zu viele männliche Hormone produziert wurden, und dass ich, da sie ja nicht halfen, die Tabletten nicht mehr nehmen müsste. Gleichzeitig bekam ich eine Überweisung in eine Hautklinik, in der Hoffnung, wenigstens das Schweißproblem lösen zu können. Dort wurde mir ein spezielles Deo mitgegeben, dieses bekannte mit Aluminiumchlorid. Zunächst 10%, als das nicht half, 20%. Das half mir soweit ein wenig, zumindest unter den Achseln blieb ich (größtenteils) trocken. Ansonsten ging ich weiterhin mit Wechselkleidung und Handtuch zur Uni.

Nun ist es aber so, dass ich um einen Auslandsplatz bewarb und mir dieser auch gewährt wurde. Und so bin ich bei meinem derzeitigen Problem angekommen.
Ich befinde mich für ein Jahr in Japan, und zwar in der allersüdlichsten Präfektur, Okinawa. Hier herrscht subtropisches Klima, und das war ursprünglich eine große Sorge von mir. Den Platz konnte ich mir nicht ganz frei aussuchen, ich wurde eher hierfür eingeteilt und naja, ich dachte damals, dass ich mir diese Chance doch nicht durch mein blödes Schwitzen oder sonstwas ruinieren lassen will.
Ich kam also vergangenen Herbst hierher und obwohl es sehr warm war, konnte man es aushalten. Ich hatte meinen Deoroller und meine Handtücher, und bald folgte ja auch schon der Winter, und der war hier zwar nicht kalt, aber nur noch "angenehm" warm. Und mein Uniweg ist nicht so lang, und wenn ich öfter als alle anderen Wäsche wasche, fällt es auch kaum auf. Zusätzlich fühle ich mich hier so wohl, dass ich denke, dass ich tatsächlich weniger schwitze - vielleicht liegt es ja echt irgendwie an der Psyche, ich weiß es nicht.

Jetzt aber ist Sommer. Die Regenzeit hat begonnen. Seit zwei Wochen herrschen jeden Tag rund 35°C bei 80-90% Luftfeuchtigkeit. Ich brauche nur kurz den Müll rausbringen und bin wieder bereit für die Dusche. Ich gehe morgens zur Uni (10 Minuten Fußweg) und komme klitschnass an. Ich gehe viel früher los, um mich auf der Toilette zu verschanzen, bis ich aufhöre zu schwitzen und ein neues T-Shirt anziehen kann. Ich war seit einem Monat nicht mehr einkaufen, weil ich zu Fuß 20 Minuten brauche, es keinen Bus gibt und mich nicht traue, öfter als nötig vor die Tür zu gehen.
Ich dusche jeden Tag drei oder vier Mal, einfach, weil ich muss. Und das Schlimmste ist, ist, dass das Deo nicht mehr wirkt! Ich weiß nicht warum, aber es hat einfach aufgehört. Dazu kommt, dass mir der Schweiß in Bächen das Gesicht herunterrinnt, besonders auf Stirn und Oberlippe habe ich diese Schweißtropfen, die mir teilweise sogar in die Augen rinnen. An meinen Armen tropft es herunter und meine Kleidung ist durchnässt, vorne und hinten. Ich bin einfach widerlich.
Ich glaube, man versteht, dass ich so kaum mehr Spaß an meinem Auslandsaufenthalt habe.
Was mir jetzt endgültig den Rest gegeben hat, war, dass ich gestern gefragt wurde, ob ich zum Abendessen mit in einen Laden hier kommen möchte. Da ich ja ewig nicht mehr einkaufen war und nichts zu essen daheim habe (ich gehe in der Uni mittlerweile jeden Tag in die Mensa), sagte ich zu und hoffte einfach, es würde schon werden, schließlich war Abend. Dennoch war es unglaublich heiß und als wir ankamen, war ich komplett nass. Meine Kommilitonen waren sehr besorgt und fragten, ob es mir gut ginge oder ob ich krank sei. Ich sagte, ich wäre nicht an solches Wetter gewöhnt und dass ich vielleicht etwas Fieber hätte und mir daher so warm wäre. Es war mir so unendlich peinlich und es tat mir weh, lügen zu müssen. Ich war so glücklich, dass sie sich nicht abwandten, sondern besorgt nachfragten, aber es war trotzdem sehr schwer für mich.

Ich habe meine Eltern gebeten, mir Salbeitabletten zu schicken, da ich gelesen hatte, dass diese helfen können, und ein neues Deo. Die benutze ich jetzt seit einer Woche, aber bisher habe ich keine Besserung feststellen können und ehrlich gesagt, bin ich momentan leider nicht allzu optimistisch drauf. Ich überlege, meinen Auslandsaufenthalt abzubrechen. Nach wie vor mag ich meine Kommilitonen hier und wie nett die Leute alle sind, aber es ist mir so unangenehm, so viel mehr zu schwitzen als andere und triefend durch die Gegend zu laufen.
Ich weiß echt nicht, was ich tun soll. Ich will meine verbleibende Zeit hier genießen, aber mittlerweile verbringe ich die meiste Zeit damit, mich in meinem Zimmer einzuschließen, da es einfach zu warm für mich ist, und mich selbst zu hassen für meinen Körper. Ich bin fast nie erkältet oder sonstwie krank, aber dafür habe ich diesen Mist bekommen. Warum nur?
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Hallo Lyra,

gleich mal zu Beginn: Du kannst mir glauben wenn ich dir sage, dass du definitiv nicht allein bist und ich dich zu 100% verstehe!
Zwar sind, nach dem was man so liest/hört/sieht, die Ganzkörpergeplagten unter den HHlern eher die Minderheit, aber es gibt sie.

Wenn es heiß wird, bzw. eigentlich schon ab 24-25 Grad je nach Raum und Raumfülle, gehe ich auch nich mehr zu den Vorlesungen und denk mir irgendne Ausrede aus. Und das, obwohl ich wie du, eigentlich gerne zur Uni gehen würde! Aber ich weiß einfach, dass es keinen Sinn hat. Würde ich hingehen, säh ich nach 5 Minuten aus wie frisch geduscht - und das ist keine Übertreibung. Mir fallen dann ganze Schweißtropfen von der Stirn, fließen ins Auge oder tropfen auf meine Hose. Vom Rücken und der Brust ganz zu schweigen, ebenso Arme, Kniekehlen, Po, Beine, eigentlich tropft alles, bis auf Hände und Füße. Zum einen schwitze ich, weil es warm ist, und zum anderen, weil ich dadurch aufgeregt(er) werde und so weiter und so fort. Teufelskreis :dry:

Eine bzw. vll auch zwei blöde Fragen: Kann man die starke Körperbehaarung an den Beinen nicht mit Wachsen oder Rasieren in den Griff kriegen? Wenn ich bei Temperaturen über 20 Grad lange Hosen tragen müsste - Gott bewahre :laugh:
Meine zweite Frage schließt daran an: glaubst du nicht, dass sich dein Schweißproblem zumindest ein klein wenig bessern würde, wenn du kurze Hosen tragen würdest? Selbst wenn du, wie du sagst, eher am Oberkörper schwitzst.

35 Grad mit 90% Luftfeuchtigkeit hört sich aber auch echt übel an... :blink: Trotzdem gebührt dir meine ganze Anerkennung, dass du das gewagt hast, ehrlich!

Mit Handtuch hab ich mich noch nie in die Uni getraut, vielleicht sollte ich damit mal anfangen. Aber ich glaube ich schäme mich zu sehr, als dass ich mit nem Handtuch noch zusätzlich auf mich aufmerksam machen will. :blush:

Dass sie sich nicht abgewendet haben, ist an sich doch eine schöne Erfahrung. (den Umständen entsprechend) Und das zeigt doch, dass es vermutlich die meisten Leute gar nicht stört. Das verrückte ist, dass ich das einerseits gebetsmühlenartig wiederholen kann, andererseits aber nicht im geringsten danach handle. Ich glaube, selbst wenn ich zu 100%iger Sicherheit wüsste, es wäre allen Leuten total egal, mich würde es immer noch sehr stören und belasten. Sehr ambivalent, ich weiß, aber so ist es leider... Ich glaube, es kann sich keiner vorstellen wie das ist, in einem See aus Schweiß aufzugehen, wenn man es nicht selbst erlebt.

Bei dem Deo hab ich auch mal die Erfahrung gemacht (zumindest bei dem gemischten aus der Apotheke) dass es nach gewisser Zeit irgendwie "schwächer" wurde in der Wirkung. Dann hab ich mir ein neues verschreiben lassen und das hat dann auch wieder gewirkt. Vielleicht haben die Dinger sowas wie ein Ablaufdatum ;)

Es gibt auch noch ein paar Medikamente die man nehmen kann, sie wirken allerdings von Person zu Person recht unterschiedlich. Um mal ein paar Namen zu nennen: Vagantin, Sormodren, Oxybutynin, Probanthine und noch ein zwei andere. Die fallen in die Gruppe der Anticholinergika, sind allerdings verschreibungspflichtig! (und bis auf Vagantin können sie auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden)

Mit Vagantin habe ich gute Erfahrungen gemacht, wenn ich (optimalerweise morgens) einen Vortrag zu halten habe oder einen sonstigen Termin, der nicht länger als eine Stunde dauert, so "lange" wirkt das bei mir. (zB Bewerbungsgespräch) Allerdings auch nur auf leeren Magen, und die Mundtrockenheit kann etwas nerven. Mit Sormodren bin ich noch in der Probierphase, habe aber mittlerweile die Befürchtung dass ich keine zufriedenstellende Wirkung ohne untragbare Nebenwirkung erreiche...aber mal sehen!

Long story short, vielleicht fragst du ja mal (d)einen Arzt in Japan ob er dir da weiterhelfen kann?

Mal davon abgesehen muss ich sagen, dass ich es sehr bewundernswert finde, dass du das Auslandsjahr trotz deines Handicaps gewagt hast. Ich finde das ist wirklich eine Leistung, und wüsste ehrlich nicht, ob ich mich das getraut hätte. Auch wenn ich mich selbst (leider) viel zu oft nicht daran halte, sollten wir uns von diesem Mist nicht die Träume zerstören lassen! Ich drück dir die Daumen, dass du das schaffst! :)


Ps.: Interessehalber: ist die Uni bzw. die Mensa dort wenigstens klimatisiert?
Vielen Dank zunächst einmal, fluid! Ich glaube, es hilft echt schon einmal, wenn man sich verstanden fühlt.

Um auf deine Fragen einzugehen: Das Problem beim Rasieren ist, dass ich innerhalb von wenigen Stunden dann schon wieder schwarze Punkte überall habe, weil die Haare so schnell wachsen. Das ist echt unangenehm und ich will es so gut es geht verstecken (trotz täglicher Rasur).
Wachsen habe ich einmal probiert, auch wenn es ziemlich wehtat (wie ich den Spruch "wer schön sein will, muss leiden" mittlerweile hasse :dry: ), dafür waren meine Beine dann feuerrot :D Vielleicht Gewöhnungssache. Ich hatte aber letztens ein paar Tage, als es so heiß war, meine Hose hochgekrempelt (ich hatte einfach gehofft, da achtet schon keiner so genau drauf) und mir war genauso heiß und ich schwitzte ununterbrochen - Gesicht, Bauch, Achseln, Rücken, Arme und Po. An den Händen ist es weniger, aber der Schweiß von den Armen rinnt da gerne mal runter.

Ich versuche, Körperkontakt so gut es geht zu vermeiden - manchmal passiert es aber doch mal (im Bus oder einfach so), dass man jemanden am Arm streift und dann merke ich, wie ich rot anlaufe, wenn diese Person angewidert das Gesicht verzieht. Oder eben fragt, ob ich in Ordnung sei. Und dadurch, dass es so peinlich ist und ich mich auf jede Bewegung konzentriere, ja möglichst nichts und niemanden zu berühren, schwitze ich noch mehr. Es ist genau, wie du sagst: ein Teufelskreis.

Das mit dem Handtuch mache ich so: In Deutschland habe ich es halt in meiner Tasche gehabt und bin in der Uni sofort zur Toilette, wo ich mich abgetrocknet habe (man kann es auch leicht mit Wasser anfeuchten, das tut dann auch gut, wenn es besonders heiß ist und man "klebt" nicht mehr so) und wenn ich dann aufgehört habe zu schwitzen, wechsle ich mein T-Shirt.
Hier auf Okinawa ist es aber so schwül und heiß, dass ich einfach dauernd ein Handtuch in der Hand halte und mir regelmäßig vor allem Gesicht und Arme abwische. Anders geht es auch gar nicht. Irgendwann war es mir egal, was andere hier denken, und manchmal sehe ich auch Leute mit Handtuch um den Kopf gebunden (gegen die Sonne). Vielleicht wenigstens etwas Gutes, dass die Leute hier etwas anders drauf sind. So auch meine Kommilitonen, die größtenteils aus anderen ostasiatischen Ländern hier in der Gegend kommen (Taiwan, China...). Manche sind an das Klima gewöhnt und da sie alle denken, dass es in Deutschland nun mal kälter (vor allem aber nicht so schwül) ist, kann man es leicht erklären mit "ich bin dieses Klima einfach nicht gewöhnt und mein Körper spielt verrückt".
Ich bin echt dankbar für diese netten Leute und dass sie so besorgt reagieren. Auch wenn ich ja viel lieber gar nicht erst so viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde.

Wie gesagt, habe ich ein neues Deo von meinen Eltern geschickt bekommen. Ich trage es auf wie das andere früher auch, und ich glaube tatsächlich, es wirkt ein wenig. Das Problem ist aber eben auch, dass es nur für die Achseln ist. Was mache ich dann mit dem Rest meines Körpers, besonders eben Armen und Gesicht? :/ Ich kann ja schlecht die Schweißproduktion überall stoppen (selbst wenn ich wüsste, wie), irgendwo ist Schwitzen ja auch nötig (nur eben nicht so viel).

Ich danke dir auf jeden Fall vielmals für die Tipps mit den Medikamenten. In der Hautklinik hat mir die Ärztin damals auch von Tabletten erzählt, die das Schwitzen unterdrücken sollen, wollte sie mir wegen der Nebenwirkungen aber nicht verschreiben. Ich wünschte, sie hätte es getan... :/
Ich werde mir aber sicherlich mal ein paar Infos dazu einholen. Vielleicht kann ich ja so zumindest die Regenzeit überbrücken - ob es danach besser wird (wettermäßig), weiß ich nur leider nicht...

Die Räume in der Uni sind größtenteils klimatisiert (außer die Klimaanlage ist defekt :D - auch schon erlebt). Die Mensa auch, daher lässt es sich da aushalten. Trotzdem, schwierig ist eben der Weg und wenn man eben was anderes machen will als in die Uni zu gehen...

Auf jeden Fall vielen vielen Dank für deine Rückmeldung und die Tipps! Es ist das erste Mal, dass ich mich traue, darüber zu schreiben und ich merke jetzt schon, dass das gut tut.

Ich will dieses Jahr auch auf jeden Fall zu Ende bringen irgendwie. Nur momentan ist es echt schwierig und ich habe das Gefühl, es wird von Tag zu Tag schlimmer. Aber du hast Recht, nur nicht den Mut verlieren...so eine Chance kommt wahrscheinlich nie wieder und so hoffe ich, dass ich es irgendwie schaffe und wenn ich dann wieder in Deutschland bin, mache ich auf jeden Fall weiter mit der Suche nach einer Lösung oder zumindest etwas, das mein Problem einfacher zu ertragen macht.

Ich wünsche auch dir auf jeden Fall alles Gute. Jetzt geht es ja auch in Deutschland auf den Sommer zu und ich weiß auch von da, wie schwierig es ist, wenn der Schweiß nur so fließt.
Hallo, tut mir leid, ich bin's nochmal.

Wir haben gerade 38°C und ich merke, dass ich an mein Limit komme. Bereits morgens um 8 Uhr, wenn ich zur Uni gehe, ist es so unglaublich heiß und Mittwoch war ich dann das erste Mal soweit, dass ich mich, statt zum Unterricht zu gehen, auf der Toilette eingeschlossen habe, um zu weinen. Ich laufe nur diese 10 Minuten zur Uni und schon ist meine Kleidung vollkommen durchnässt, als sei ich eben im Meer gewesen, und der Schweiß fließt mir förmlich die Arme und das Gesicht herunter und tropft auf den Boden.
Wenn ich dann im klimatisierten Raum bin, dauert es ewig, bis ich aufhöre zu zerfließen. Und wenn ich dann daheim dusche, bin ich direkt danach wieder klitschnass, sobald ich mich nur etwas anstrenge.
Ich wache morgens schweißdurchnässt auf, dusche sofort, nur um danach 15 Minuten später wieder komplett nass zu sein.

Ich war seit Wochen nicht mehr beim Training, weil ich schon komplett durchgeschwitzt bin, wenn ich ankomme, und an Joggen ist auch nicht mehr zu denken (was ich im Frühjahr noch gerne gemacht habe). Ich gehe nicht mehr raus als nötig und merke jetzt schon, dass ich zunehme (was mir Angst macht). Ich sollte raus und mich bewegen, ich WILL es auch, aber wenn ich nur daran denke, wie sehr ich dann schwitze, vergeht mir alles.

Seit Wochen trage ich nur noch schwarze oder weiße T-Shirts, in der Hoffnung, dass es so nicht weiter auffällt. Alle anderen Sachen hängen unberührt im Schrank und ich wasche meine Wäsche wie bekloppt alle 2-3 Tage.

Für nächste Woche ist eine Exkursion angesagt und mir wird jetzt schon schlecht, wenn ich daran denke, dass ich da ja womöglich länger draußen herumlaufen muss.
Das Deo und die Salbeitabletten helfen kein bisschen und ich habe hier in der Gegend keinen Arzt gefunden, mit dem ich über mein Problem sprechen könnte. Es gibt hier ein Krankenhaus, aber ich weiß nicht, ob ich da einfach hinein kann um zu sagen: "Hilfe, ich schwitze, können Sie mir etwas dagegen verschreiben?"
Alle weiteren Mittel, von denen ich im Internet gelesen habe, sind verschreibungspflichtig und somit (derzeit) unerreichbar für mich.

Vielleicht sollte ich echt einfach alles hinwerfen, meine Sachen packen und lieber früher als später nach Hause fliegen, ehe der Sommer "richtig" losgeht. Ich weiß zwar nicht, was ich dann meinen Lehrern, den Betreuern und meinen Freunden sagen soll, aber ich weiß echt nicht mehr weiter.
Wobei...als ich damals einmal auf die Hauptinsel geflogen bin und bei der Ankunft am Flughafen meine Kleidung komplett nass war, hörte ich zwei Mädels hinter mir tuscheln, wie eklig das sei. Als wüsste ich das nicht selbst. Vielleicht hätte ich die ja nach einem Tipp fragen sollen.

Ich hätte wohl erst einmal in Deutschland mit der "Behandlung" weitermachen sollen, bis ich ein Mittel gefunden habe, das mir wirklich konstant hilft, ehe ich mich voll auf mein Studium konzentriere und ins Ausland gehe. Andererseits, wenn ich mir hier so die Foren anschaue und nur selten lese, dass etwas WIRKLICH hilft, frage ich mich, ob ich überhaupt optimistisch sein sollte. Von den Nebenwirkungen abgesehen.
Lyra, ich bewundere Dich, dass du es gewagt hast, deinen Studientraum in einem Tropenland durchzuziehen. Halte durch, vielleicht ist es leichter, dass du nach dem Studium wieder ganz woanders bist. Ich bin schon lange fertig mit dem Studium und hatte oft diese Probleme, nicht ganz so arg, aber doch. Was ich sagen möchte ist, dass du nach dem Studium dein Leben so gestalten kannst, wie du möchtest. Such dir einen kalten Ort für die Arbeit und es wird sehr helfen!

Und denk immer an die Worte von Douglas Adams in "Per Anhalter durch die Galaxis", "Ein Mann muss immer wissen, wo sein Handtuch ist", wir wissen es, es ist immer bei uns:-))

Lg
Tom
Hey Lyra,

das muss dir nicht leidtun, dafür is das Forum ja da – dass man sich bisschen auskotzen und mitteilen kann.

Also wir hatten letzte Woche auch 32 Grad, und das ist für mich schon der Tod, selbst bei geringer Luftfeuchtigkeit. Mehr als Tanktop und Sporthose kann ich da nicht tragen, und selbst da schwitze ich noch wie verrückt! (Im Schatten, in der Sonne ist nochmal um das 5-fache schlimmer) Was mir ein „normales“ Leben irgendwie schwer vorstellbar macht - ich weiß nicht, wie ich jemals nen normalen Beruf ausüben soll der weder am Nordpol noch in der Kühlkammer stattfindet?!

Oh man….das tut mir leid! 38 Grad is aber auch irre! Und du schreibst: bis der Sommer „richtig“ losgeht?! Wie warm wird’s denn da noch?

Ich kann deine Verzweiflung absolut nachvollziehen, so geht’s mir an 70% der Tagen auch. Zumal ich mittlerweile ernsthafte Zukunftsängste habe – ich weiß weder wie ich mal arbeiten soll noch wie eine Familie gründen? Klar, ich bin erst in den frühen Zwanzigern, aber mit 18/19 hab ich mir immer gesagt, dass bis dahin ja eh noch viel Zeit ist und sich in der Medizin sicher was tut. Jetzt sind paar Jahre vergangen und ich steh immer noch da wo ich zuvor stand. Drum fällt es mir in letzter Zeit auch immer schwerer, mich fürs Studium zu motivieren – ich sehe keinen wirklichen Grund, warum ich mich bemühen sollte und das schlägt auch ein bisschen auf die Noten durch. Was ich machen will, kann ich eh vergessen.

Ja, schwarze und weiße Tshirts sind auch meine allerbesten Freunde…wobei gestreift (weiss mit anderer Farbe) auch noch geht!

Das Deo funktioniert ja leider wirklich nur unter den Achseln einigermaßen. Am Anfang habe ich es mal sehr „exzessiv“ benutzt, dh frei nach dem Motto „viel hilft viel und mehr ist noch besser“ 10 Tage am Stück (hat gebrannt und gejuckt wie irre). Habe dann auch unter den Achseln wirklich gar nicht mehr geschwitzt, aber dafür an anderen Stellen mehr! Manche Ärzte behaupten, dass es sowas wie kompensatorisches Schwitzen nicht gibt – von anderen hört man aber, dass es das sehr wohl gibt. Wenn Leute eh wenig unter den Achseln schwitzen dann macht das keinen (merklichen) Unterschied, wenn da nicht mehr geschwitzt wird. Wenn man allerdings, wie ich, von Natur aus Tellergroß (und zwar nicht die kleinen, sondern die großen ;) ) unter den Achseln schwitzen kann – und das dann unterdrückt, dann macht sich das schon an anderer Stelle bemerkbar.

Salbeitabletten habe ich nie genommen. Von so homöopathischen Sachen halte ich bei „ernsthaften“ Erkrankungen nicht wirklich was. Unterstützend vielleicht, aber auch nur wenn man wirklich dran glaubt – fürs gute Gefühl.
Man liest zwar manchmal, dass Leute auf manche Sachen schwören, eben auch Salbeitabletten, Salbeitee und was weiß ich was alles – aber so leid es mir tut, die Leute schwitzen dann nicht wirklich viel.
Allgemein gibt es sehr merkwürdige Unterschiede in der Wahrnehmung. Ich höre sehr oft von Leuten, dass sie (auch) „viel“ schwitzen würden – wenn ich dann aber hingucke, sieht man einfach nichts! In den allerseltensten Fällen (1von10) findet man mit ganz, ganz viel gutem Willen vielleicht einen leichten Schimmer bzw. ein minimales glänzen, aber auch nur wenn man es sehen will. Da könnte ich demjenigen regelmäßig ins Gesicht springen :angry:
Erst letztens wieder im Studio meinte ein Kumpel dass er „voll am Saften“ wär, wo gar nichts „am Saften“ war! Also wirklich gar nichts! Nichtmal ein Tropfen, kein Fleck, kein Nichts! Ich stattdessen: Tshirt einmal rundum verschwitzt (vielleicht an den Seiten noch eine Stelle die nicht durchnässt war) und der Schweiß am Rücken hatte mittlerweile auch meine Hose durchnässt. Das muss man dann schon mit (zynischem) Humor aufnehmen.
Erstaunlicherweise macht es mir beim Sport generell nicht so viel aus, ich habs in einem anderen Thread schon mal geschrieben: ich glaube, es liegt einfach daran, dass ich da nicht so das Gefühl habe, komplett behindert zu sein. Schließlich schwitzen alle (zumindest ein bisschen) beim Sport. Und man könnte es immer noch so interpretieren, als hätte ich besonders viel Einsatz gezeigt oder besonders hart trainiert. ;)
Wenn ich jogge bin ich ja eh ständig in Bewegung und seh niemanden länger bzw werde nicht länger gesehen als ein paar Sekunden. Allerdings, bei 38 Grad joggen ist auch von der Temperatur an sich irre und sicher für den Organismus an sich wahnsinnig anstrengend. Mir läuft schon bei 30 Grad alles in die Augen und alles ist so nass, dass ich nichts mehr trocken wischen kann. Ist es denn früh morgens auch schon so heiß? Vielleicht wäre ja vor der Uni ne Runde laufen gehen ne Alternative – allerdings müsstest du dann vermutlich um halb 6 aufstehen :P

Bei den Medikamenten will ich dir nicht allzu viel Hoffnung machen… so wie du deine Situation bisher schilderst, schwitzt du wirklich! viel – und da sind positive Berichte dann doch eher rar gesäht. :dry: Der Versuch mit dem Krankenhaus wärs aber trotzdem wert! Im schlimmsten Fall schickt er dich halt ohne Medikamente wieder heim.

Ich würde Dir (und uns allen) eigentlich gerne Mut machen, aber speziell im Sommer fällt mir das schwer da das Thema omnipräsent ist und mir eigentlich quasi keine ruhige Minute lässt… Andererseits haben wir zum jetzigen Stand ja nur zwei Möglichkeiten: im Selbstmitleid versinken oder irgendwie versuchen, uns nicht (oder nicht so sehr) beeinflussen zu lassen. Leichter gesagt als getan…
Besonders nervig/demotivierend/frustrierend oder wie man es auch nennen mag, finde ich, dass man sich so wahnsinnig hilflos vorkommt. Man muss hoffen, dass irgendwo auf der Welt jemand sich mit der Thematik auseinandersetzt und einen solchen Durchbruch erringt, dass unser Leiden ein Ende hat. Leider ist es oft so, dass wen man von seinem Problem erzählt, es nicht als solches wahrgenommen wird, sondern mit „Schwitzen ist gesund“ oder „Ich schwitze auch“ kommentiert wird. Das allein zeigt ja schon, wie da die allg. Wahrnehmung ist, und wie groß die Beachtung. Klar, es gibt wichtigere/tödlichere Krankheiten, das weiß ich auch! Und ich weiß auch, dass es auf jeden Fall schlimmeres gibt, aber trotzdem….

Ich hab jetzt viel geschrieben und da es schon recht spät ist auch vieles durcheinander – hoffe aber trotzdem dass es irgendwo ein bisschen Sinn ergibt. Und ich hoffe du siehst mir nach, dass ich mich auch ein bisschen ausgekotzt habe ;)
Um aber nochmal zum Ende hin auf dein Hauptanliegen (so hab ich das jetzt mal interpretiert) zurückzukommen: ich kann dich absolut verstehen, dass du momentan sehr wenig Freude an dem Auslandsjahr hast. Aber auch wenn ich dich nicht kenne fände ich es traurig bzw. schade, wenn du deswegen etwas, was dir ja sonst offensichtlich sehr viel Spaß macht und wodurch du viele nette Leute kennen gelernt hast (die allem Anschein nach ja absolut kein Problem damit haben, dass du viel schwitzt), aufgeben müsstest. Speziell der letzte Punkt wäre wohl derjenige, der mich zum Bleiben überzeugen würde/könnte.
Schlussendlich weißt du aber am ehesten, was du aushalten kannst und was nicht. Von dem, was du bisher geschrieben hast, habe ich aber das Gefühl, dass du doch eine Menge aushältst und ertragen kannst. Dazu gehört eine große Portion Mut, die viele nicht haben… Allein auf die letzten Wochen kannst du schon stolz sein, und auf jede zusätzliche Woche noch mehr!

Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und ganz viel Kraft für die Exkursion! Versuch dich an den positiven Dingen festzuhalten und wenn gar nichts mehr hilft: denk daran - auch wenn man sich in den Situationen doch manchmal vor kommt wie der letzte Mensch - dass du nicht alleine bist! :)
Hallo erstmal und vielen Dank euch beiden für die aufbauenden Antworten. Ihr habt beide schon Recht, dass es echt schade wäre, den Aufenthalt hier abzubrechen, das finde ich auch. Und wenn ich halt drinnen was mit Leuten unternehme, habe ich so viel Spaß, dass ich einfach nicht gehen will. Das hält dann solange an, bis wir wieder raus gehen... :/

Was den Sommer angeht, naja, da das hier ja der erste Sommer ist, den ich erlebe (ich war ja im Herbst angekommen), kann ich natürlich nicht aus Erfahrung sprechen. Ich habe aber ein paar meine Freunde gefragt und laut ihnen wird es noch etwas wärmer (vielleicht so bis 40°C?), aber auf keinen Fall mehr kühler, solange ich noch hier bin. Das macht mir große Sorgen, andererseits kann ich mir derzeit nicht vorstellen, dass ich noch mehr schwitzen kann. Nasser als nass geht ja nun mal nicht.
Was das Joggen morgens vor der Uni angeht, naja, also wenn noch keine Sonne da ist, brennt sie ja nicht mehr so viel, aber heiß ist es trotzdem. Und da wir so nahe am Äquator sind, geht sie super früh auf (gegen halb 6 glaube ich), aber andererseits früher unter als in Deutschland (um 20 Uhr ist es schon wieder dunkel). Nur ist es trotzdem sehr sehr schwül, sodass es halt echt unangenehm ist beim Atmen, auch abends/früh morgens. Ab und zu, wenn man im Schatten ist und eine Windbrise vorbeiweht, tut das sehr gut, aber oft genug weht auch einfach kein Wind.

Haha, ja, das kenne ich, dass Leute meinen viel zu schwitzen und man einfach nichts bemerkt. Klar, durch die Hitze hier schwitzen die meisten mehr als z.B. in Deutschland. Aber irgendwie sieht man es keinem so wirklich an - im extremsten Fall vielleicht ein kleiner Fleck auf dem Rücken oder unter den Armen. Ich habe auch gestern erst mit einer Freundin darüber gesprochen (sie ist auch aus Deutschland) und sie meinte, sie würde regelrecht zerfließen. Und man sieht ihr einfach absolut nichts an - Kleidung und Gesicht sind komplett trocken, während bei mir alles runterläuft. Also bitte.
Letztens im Unterricht hat mich meine Lehrerin auch gefragt, ob alles in Ordnung ist, ich sähe sehr ungesund aus, weil mein Gesicht komplett nass war. Natürlich ist nichts in Ordnung, aber was kann ich tun außer mein Gesicht im Handtuch vergraben?

An die Zukunft will ich gerade gar nicht erst denken. Da, wo ich gerne arbeiten würde, geht es wahrscheinlich nicht und sonst habe ich auch keine Ahnung...ich mache wohl erst einmal mein Studium fertig und dann...weiß nicht...ziehe ich in die Arktis :/

Auch wenn das wahrscheinlich nicht besonders nett ist, aber irgendwie freue ich mich ein wenig, nicht alleine zu sein mit meinem Problem. Ich finde auch, dass Hyperhidrose eine Krankheit ist, die vielleicht erst einmal an sich nicht besonders schlimm ist - aber eben so stark einschränken kann und in vielen Fällen auch tut, dass sie schon zu einem ernsthaften Problem werden kann.
Ich habe mich damals, kurz nachdem ich endlich durch die Diagnose einen Namen für mein Problem gefunden hatte, im Internet viel informiert zu Behandlungsmöglichkeiten und und und. Leider ist mir da eben aufgefallen, dass neben vielen nicht so rosigen Berichte nur wenige zu finden sind, die einen positiv stimmen. Wahrscheinlich, weil die HH bei jedem anders ausgeprägt ist und jeder Körper nun einmal anders tickt. Hier bin ich so unglaublich froh, dass die meisten meiner Kommilitonen nicht so ein Problem damit haben, dass ich schwitze, aber in Deutschland habe ich oft gemeine Kommentare anhören müssen, was eben sehr weh tut.

Ich will jetzt noch auf jeden Fall versuchen, die letzten beiden Monate hier zu überstehen - wenn das Semester vorüber ist, will ich noch ein wenig Zeit auf der Hauptinsel Japans verbringen (da ist es zwar auch heiß im Sommer, aber bei Weitem nicht so schwül) und dann bin ich im Herbst ja wieder in Deutschland. Und da schwitze ich zwar auch stärker als die meisten anderen, aber nicht ganz so viel wie hier. Das wird wohl echt an dem Klima hier liegen, da spielt mein Körper noch mehr verrückt als ohnehin schon :)
Und wer weiß, vielleicht habe ich ja Glück und irgendein Arzt da draußen kann mir helfen. Da ich die Diagnose noch nicht so lange habe (knapp zwei Jahre, von denen ich über ein halbes bereits im Ausland verbracht habe), habe ich sicherlich bei Weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.

Ich bin gerade wieder etwas positiver gestimmt, zu einem großen Teil auch dank euch beiden! Es stimmt, dass es schwer ist, positiv zu denken, aber was bleibt einem übrig - in Selbstmitleid versunken bin ich schon oft genug und werde sicherlich noch den ein oder anderen Anfall von "mir geht es so schlecht, ich will nicht mehr"-Gedanken haben, aber...so sehr ich das Schwitzen hasse, genauso wenig Lust habe ich auf diese negativen Gedanken...vielleicht, vielleicht haben wir ja Glück und irgendwann kommt tatsächlich mal ein Durchbruch in der Medizin, der uns helfen kann.
Für die Achsel nehme ich AXE-Dry, leider gibt es das nicht mehr, hab mir noch 60 Dosen gesichert, das hält mich absolut trocken unter den Achseln, allerdings liegt mein Problem ja im Gesicht, da ich hauptsächlich im Gesicht schwitze.

Und ich versteh dich, dass es gut tut, wenn andere dasselbe teilen, weil man sich endlich verstanden fühlt. Draußen sagen die Leute tatsächlich, dass sie so unter der Hitze leiden, aber man sieht nicht den geringsten Schweiß auf ihrer Stirn, ich ärgere mich jedes Mal darüber.

38 Grad, da sterbe ich vermutlich einen schnellen Tod, dann hab ich das Gefühl, mein Kopf explodiert gleich:-(
Wie reagiert ihr eigentlich, wenn jemand sagt, dass ihr viel schwitzt? Habt ihr da gleich eine Antwort parat und bin ich die Einzige, der nichts einfällt als "ich weiß" und rot werden?

Momentan ist es weniger schwül als einfach nur noch heiß, und die Sonne tut schon richtig weh auf der Haut. Besonders auf dem Weg zur Uni stehe ich immer vor der Wahl, den kurzen Weg über den Parkplatz zu nehmen (kein Schatten) oder den langen Weg zwischen den Gebäuden entlang (je nach Sonnenstand etwas Schatten). Ich habe jedoch das Gefühl, dass beides in etwa gleich schlimm ist - klar ist mir in der Sonne wärmer, aber auch im Schatten ist es viel zu heiß für mich und dann macht es auch keinen Unterschied mehr, zumal der Weg länger ist.
Wenn ich abends nach Sonnenuntergang rausgehe, bin ich nach einigen Minuten auch schon am Schwitzen.

Wenn ich dann an der Uni oder sonstwo ankomme, brauche ich (im klimatisierten Raum) erstmal so ca. 15 Minuten, bis das Schwitzen aufhört. Wische mir auch ab und an noch im Klassenraum verstohlen über Gesicht und Arme, wenn ich wieder merke, wie mir alles runterläuft.

Zum Glück sagen die meisten in meiner Klasse ja nichts (wofür ich ihnen unendlich dankbar bin), besonders da bei dem Wetter hier kaum einer nicht schwitzt - nur schwitze ich eben mehr.

Dennoch habe ich überlegt, was wohl eine passende Antwort wäre, wenn jemand was sagt. Damit meine ich gar nicht mal ein gemeines "boah wie ekelhaft", sondern auch sowas wie z.B. "wow, du tropfst ja richtig!" (in sachlichem Tonfall). In Deutschland wurde ich oft fies angemacht und hab dann meistens so getan, als hätte ich nichts gehört (habe unterwegs so gut wie immer Musik gehört um sowas zur Not ignorieren zu können - meine Umwelt gehört habe ich trotzdem).

Passiert euch sowas auch, und habt ihr dann passende Antworten auf Lager oder wie geht ihr damit um?

@teja40: Danke für deinen Beitrag. Schade, dass das Mittel nicht mehr erhältlich ist. Kopfschmerzen habe ich auch so gut wie jeden Tag, aber ich glaube, an die gewöhne ich mich noch eher als an das Schwitzen. Man kann da leider nicht viel tun, das ist ja die Sauerei daran.
Hallo Lyra,

schön von dir zu lesen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Auch ich bin Hyperhidrose-Geplagter (seit Kindkeit an) und musste von klein an die Blicke, die komischen Fragen und die Tuschelei ertragen. Ich selbst schwitze eigentlich am ganzen Körper stark, am meisten am Kopf/im Gesicht. Diese Stelle kannst du nicht wirklich kaschieren oder verstecken.

Lange hatte ich keine Ahnung, warum das so ist. Ärzte waren wenig hilfreich. Irgendwann fing ich an, im Internet nachzulesen und fand Informationen zu Hyperhidrose. Es gibt also noch mehr Menschen, mit den gleichen Problemen, was mich ermutigte, weiterzusuchen und mir helfen zu lassen.

Lass mich vorweg sagen, dass Salbeitees, Deos usw. bei Menschen helfen mag, die etwas mehr als der Durchschnittsmensch schwitzen. Ist die HH so stark ausgeprägt, wie du es schilderst, ist das nicht mehr als der Tropfen auf dem heissen Stein und keine wirkliche dauerhafte Hilfe.

Nun stellt sich die Frage: Was ist Hyperhidrose überhaupt und was kann man dagegen tun? Es gibt 2 Arten von HH. Die eine Art wird durch Dinge wie Hormonprobleme, Schildrüsenprobleme usw. verursacht, also durch eine Erkrankung.
Trifft dies alles nicht zu, wirst du wie viele von uns auch an einem hyperaktiven Symphatikusnerv leiden. Dieser steuert die Schweißdrüsen im Körper und sendet bei HH-Patienten unkontrolliert Schwitzbefehle an die Drüsen, ohne dass es eigentlich sein müsste.
Da Hyherhidrose bislang, im Gegensatz zu vielen anderen körperlichen Störungen oder Erkrankungen, zu wenig erforscht ist, gibt es daher auch nicht sehr viele Lösungsansätze bzw. Komplettheilungen.

Leidet ein Betroffener an HH an nur einer Körperstelle, kann man mittels Absaugung der Schweissdrüsen oder einem operativem Eingriff an diesem Nerv viel erreichen. Betroffene mit generalisierter HH (am ganzen Körper) haben hingegen nach aktuellem Stand nur wenig Möglichkeiten, einer vollständigen Heilung. Dennoch gibt es Möglichkeiten der Linderung, mittels Medikamenten und ähnlichen Methoden.

Schau dich doch mal in Ruhe auf der Website von Dr. Schick um, das ist ein Experte im Bereich Hyherhidrose (ich war auch bei ihm), dort findest du jede Mengen Informationen. http://www.dhhz.de

Bei mir haben eigentlich alle getesteten Mittelchen versagt, ob Botox Injektionen oder medikamentöse Behandlungen. Einzig das Medikament Vagantin (eigentlich ein Magen-/Darm Medikament) verschafft mir persönlich Linderung. Je nach Wetter von kaum spürbarer Wirkung (bei extremer Hitze) bis hin zu "ich kann kaum glauben dass ich nicht schwitze". Aber wie bereits gesagt wurde, die Wirkung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Bei deinem nächsten Aufenthalt in Deutschland würde ich dir empfehlen, einen Spezialisten für Hyperhidrose aufzusuchen. Allgemeinmediziner und auch viele Dermatologen haben nur wenig Kenntnisse, versuchen teure Botox-Behandlungen zu verkaufen oder interessieren sich nicht wirklich für diese Art von Beschwerden.

Bei deinen Schilderungen merkt man, dass zusätzlich zum körperlichen Problem des Extremschwitzens auch die Psyche noch mit dazu kommt. Das ist nicht unüblich und verstärkt die ganze Schwitzerei noch zusätzlich. Je mehr du dir Gedanken machst, dich schämst und über die Reaktionen deiner Mitmenschen grübelst, desto mehr wirst du schwitzen. Evtl. kannst du über einen veränderten Umgang damit auch eine leichte Linderung erreichen.

Da ich gerade auf dem Sprung bin, ist das alles nur etwas groß und schnell dahingeschrieben, obwohl man natürlich noch viel ausführlicher berichten könnte.

Gruß
Forex
Danke für deinen Beitrag, Forex!

Und auch vielen Dank für den Link, den werde ich mir auf jeden Fall mal näher ansehen.

Ich will auf jeden Fall weiter nach einer Lösung oder zumindest Linderung für mein Problem suchen, wenn ich zurück bin. Zuletzt war ich in der Hautklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf. Dort hatte mir eine Ärztin von Tabletten (weiß nicht mehr, wie sie hießen) berichtet, die das Schwitzen wohl hemmen sollen, mir aufgrund der Nebenwirkungen jedoch nicht verschreiben wollen, da ich erst das Aluminiumchlorid-Deo ausprobieren wollte, das ich dort auch bekommen habe (20%). Da es anfangs auch ganz gut funktioniert hat, bin ich dann auch damit nach Japan hergekommen.

München ist von meiner Heimat leider sehr weit entfernt, vor allem da ich auch kein Auto besitze. Werde wohl mal schauen, ob ich da überhaupt irgendwie hinkomme...Da ich hier aber von so vielen anderen lese, dass es ja außer den Tabletten und einer OP nicht viele Behandlungsmöglichkeiten gibt, weiß ich auch nicht, wie viel Sinn das ergeben würde. Besonders, da eine OP bei mir ja auch nicht in Frage kommen würde, vermute ich.

Meine Schilddrüse wurde damals (vor etwa zwei Jahren) untersucht und es war alles im grünen Bereich. Dass mein Hormonhaushalt durcheinander ist, habe ich bereits oben geschrieben (habe die genauen Werte jetzt nicht im Kopf und das Zettelchen auch nicht dabei, Tatsache ist aber, dass - vermutlich - meine Nebenniere zu viele Androgene produziert). Ob das mit dem Schwitzen zusammenhängt, weiß ich nicht.

Dass die Psyche auch mitverantwortlich für das Schwitzen sein kann, ist mir bewusst. Dadurch, dass es mir unangenehm ist und ich versuchen möchte, es zu verstecken, rege ich mir nur weiter auf und schwitze stärker. Es ist nur so schwer, es abzustellen. Es ist mir so unglaublich peinlich, und das obwohl es meine Klassenkameraden hier ja nicht wirklich zu stören scheint - erst gestern ging ich mit einer Kommilitonin einkaufen und sie ist kurz gestolpert, hat sich dann aber an meinem Arm festgehalten. Der schweißnass war. Es war mir total unangenehm, sie hat auch was gesagt von "whoa, du schwitzt aber!", und als ich mich reflexartig entschuldigt habe, hat sie nur den Kopf geschüttelt und "nene, kein Ding" gesagt. Von anderen kommen ähnliche Antworten. Ab und zu sagt ein Kumpel (ebenfalls aus Deutschland) zu mir auch was wie "du tropfst ja richtig!", aber es klingt nie, wirklich nie, gemein oder angewidert. Mehr überrascht, sachlich oder besorgt.
Dennoch ist es mir unglaublich peinlich und ich fühle mich sehr sehr unwohl. Keiner sagt auch was, wenn ich wieder mein Handtuch raushole, aber es ist schon mega schlimm, wenn man Essen geht o.Ä. und ich erst einmal 15 Minuten dasitze, bis ich endlich aufhöre zu schwitzen.

Überhaupt habe ich auch das Gefühl, dass es stärker geworden ist im letzten Jahr - ob es allein daran liegt, dass es hier wärmer ist als in Deutschland, weiß ich nicht genau. Ich habe zusätzlich das Gefühl, an mehr Stellen zu schwitzen. Das Gesicht war damals nicht so sehr betroffen, "nur" Achseln, Bauch, Rücken und Arme. Jetzt trieft es mir auch schon von Stirn und Oberlippe...Naja, werde wohl schauen müssen, wie es aussieht, wenn ich wieder in Deutschland bin...wobei dann ja Herbst ist, da ist es dann vielleicht auch noch einmal anders.
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